Lecker

„Underground Food“ in Dortmunds einzigem Supper Club

12. Februar 2016

„Supper Club“ hört sich in meinen Ohren so nach total krassem Hippster Zeug aus Berlin oder New York an. Aber nix da. In Dortmund sind wir auch hip! Da gibet es nämlich auch einen Supper Club. Zugegeben, es ist nur einer, aber der kann richtig wat!
Amerittas Supper Club liegt im Herzen von Dortmund und eigentlich wollte ich schon ewig dorthin. Leider hat es nie geklappt, weil die Termine bei ihr immer super schnell ausgebucht sind. Im Januar hat es dann aber endlich mal geklappt und ich hab mich wie bolle darauf gefreut.

Supper Clubs sind kleine Privatrestaurants, die meist in den privaten Räumen der Köche stattfinden. Der Charme liegt darin, dass man mit einer gewissen Anzahl von meist fremden Gourmets an einem Tisch sitzt und in einer Privatwohnung einen gemeinsamen Abend verbringt. Qualitativ können sich die meisten Supper Clubs mit guten Restaurants messen.

Kurzfristig war noch ein Platz frei, weil ein Gast abgesprungen war und den habe ich mir dann direkt geschnappt. Mitgenommen habe ich meine Schwiegermama. Das ist eine ganzt Tolle und essen tut sie auch gern ♥

pottlecker_tisch

Mir war gar nicht bewusst, wieviele Leute Armeritta an einem Abend bewirtet. Ich hatte so mit 8 Leuten gerechnet, aber der Tisch war für 18 Leute eingedeckt. Find ich persönlich ja krass und ich habe den vollsten Respekt davor für 18 Leute zu kochen. Wenn ich einen Supper Club in meinem Wohnzimmer abhalten würde, dann würde ich wahrscheinlich erst mal mit ner kleinen Anzahl von Gästen beginnen. Bin ja manchmal doch ein kleiner Schisser und ob ich 18 Leute so souverän bewirten kann…. Da bin ich mir nicht 100pro sicher.
So nach und nach trudelten dann auch alle Gäste ein und es gab einen kleinen prickelnden Aperitif zum anstossen. Wir waren eine total bunt gemischte Truppe und die ersten Gesprächsthemen waren schnell gefunden.

Das Motto des Abends war übrigens „Maneki-neko“. Sagte mir erst mal gar nichts, bis ich den Begriff gegooglet habe. Maneki-neko ist japanisch und steht für diese komischen goldenen Winkekatzen, die einem Glück bringen sollen. Die Menüauswahl hat mich persönlich auf jeden Fall sehr glücklich gestimmt:

„Aperitif & Amuse Bouche
2012 Blanc de Noir extra brut, Weingut Jülg, Pfalz

Tatar à la chinoise . Gurken-Kimchi
2012 Kestener Paulinshofberger Riesling, Günther Steinmetz, Mosel

Edamame . Maldon Sea Salt Flakes

Reisblattrollen mit Büffelmozzarella und Minze
2014 Scheurebe Gutswein trocken, Weingut Jülg, Pfalz

Schweinebauch sous vide . Kartoffelpüree . Krautsalat
2014 Sylvaner Vom Laurenziberg QbA trocken, Weingut Teschke, Rheinhessen

Matcha Manger . Schwarzer Sesam Eis . Schokoladenerde . Grapefruit Jelly

Espresso . Petit Four . Digestif

Beim Amuse Bouche habe ich auch noch richtig was gelernt! Wisst ihr was „Umami“ ist? Ich wusste es nicht. Umami ist japanisch. Übersetzen würde man es mit „köstlich“ oder „wohlschmeckend“ und es stellt den 5. Geschmackssinn dar. An sich kannte ich ja nur sauer, süß, bitter und salzig. Umami ist auf jeden Fall der 5. Geschmackssinn und beschreibt den verstärkten Eigengeschmack eines Produkts. In unserem Falle war dies ein angebratener Shitakepilz, der mit grobem Salz gereicht wurde.

Auf den 1. Gang habe ich mich ehrlich gesagt am meisten gefreut. „Tatar à la chinoise und Gurken-Kimchi“. Ich liebe es ein gutes Tatar zu essen und auf Gurken-Kimchi hatte ich auch voll Bock. Das „richtige“ Kimchi habe ich übrigens schon selber gemacht, angelernt von Fräulein Kimchi persönlich! Wie da so war, könnt ihr hier nachlesen.
Die Vorspeise war auf jeden Fall geschmacklich nen Knüller und das Gurken-Kimchi würde ich dem richtigen Kimchi, in vielen Fällen vorziehen!

pottlecker_gang1

Der 2. Gang – Edamame – war eigentlich recht einfach, aber trotzdem besonders. Edamame sind japanische Sojabohnen – sie wurden gekocht und leicht gesalzen. Die Schale isst man nicht mit. Man schiebt sich aber die ganze Schote in den Mund und knabbert dann die Bohnen raus. Ich fand sie haben leicht nussig geschmeckt. Auf jeden Fall mal was anderes, was man nicht an jeder Ecke zu futtern bekommt.

Gang 3 war mein persönliches optisches Highlight. Es gab Reisblattrollen mit Büffelmozarella und Minze. Ein bissken skeptisch war ich wegen der Minze. Ich weiß nicht warum, aber Minze und Fenchel sind nicht so meine Lieblinge bei würzigem Essen. Es war aber so gut gewürzt, dass die Minze den Geschmack unterstützt hat und nicht erschlagen hat.

pottlecker_gang2und3

Ich muss gestehen, auf das Hauptgericht habe ich mich nicht so gefreut. Schweinebauch sous vide mit Kartoffelpüree und Krautsalat hört sich auf der einen Seite langweilig an und auf der anderen Seite würde ich mir Schweinebauch „never ever“ im Restaurant bestellen. Nu war ich aber nicht im Restaurant, sonder im Supper Club und da wird quasi gegessen was auf den Tisch kommt. Und ganz ehrlich? Das ist auch GUT SO! Denn der Schweinebauch war köstlich. Er war sogar so köstlich, dass ich mir noch einen Nachschlag gegönnt habe. Der Bauch wurde zig Stunden sous vide gegart und danach nochmal kurz in den Backofen gepackt. Durch das lange garen hatte der Fettrand überhaupt nicht mehr so eine „Fettkonsistenz“. Hach, schwierig zu erklären. Wenn ihr aber mal auf irgendeiner Karte einen sous vide gegarten Schweinebauch seht, dann denkt an mich, seid mutig und greift zu!

pottlecker_hauptgericht

Das Schöne an meinem Sitzplatz war, dass ich genau den Anrichtetisch sehen konnte. So ein, zwei Anrichtekniffe habe ich mir auf jeden Fall auch abgeschaut :-)

pottlecker_anrichten

Beim letzten Gang war ich dann fast schon am schwächeln. Es gab Matcha Manger, mit schwarzem Sesam Eis, Schokoladenerde und Grapefruit Jelly. Von der Schokoladenerde war ich voll begeistert. Das sah wirklich aus wie Erde, hat aber super geschmeckt. Im Endeffekt war es ein Streuselteig mit Kakao, der dann im Backofen nochmal getrocknet wurde. Für ein Dinner im März werde ich das wahrscheinlich auch mal ausprobieren.

pottlecker_gang5undschnaps

Zum Schnäpsken gab es eigentlich auch noch ein paar Pralinchen / Petit Four. Leider habe ich total vergessen die zu fotografieren. Lag vielleicht auch daran, dass ich nach den ganzen Weinen und dem Digestif schon einen inne Klötschen hatte …
Neben dem tollen Abendessen gab es aber noch ein Küllerchen für mich :-)
Und zwar war an dem abend eine ECHTE FOODFOTOGRAFIN da. Ich hab ja innerlich kleine Freudentänzchen aufgeführt und musste mich zusammenreissen ihr nicht 3 Millionen Löcher in den Bauch zu fragen. Sie hat sogar schon für meine Lieblingszeitschriften, die „BEEF“ und den „Feinschmecker“ fotografiert. Ein paar Tricks konnte ich mir aber doch abschauen / erfragen und ich fand es einfach total aufregend mal einer Foodfotografin über die Schulter schauen zu dürfen. Ich überlege ja immer noch sie mal zu fragen, ob ich nicht einfach mal bei einem Shoot mitkommen darf. Ich würde auch brav Praktikantin spielen und mich zum Sachen schleppen anbieten. :-) Hach…. Man darf ja noch träumen ♥
Die Foodfotografin war übrigens nicht nur zum Spaß anne Freude da, sondern hatte einen Job zu erledigen, der bald in einem Magazin gezeigt wird. Was das für ein Magazin ist, weiß ich noch gar nicht. Das Magazin gibt es nämlich noch nicht. Sobald ich mehr Infos habe, sage ich euch aber bescheid.

pottlecker_foodfotografin

In Summe echt ein total netter und vor allem leckerer Abend! Preislich liegt so ein Abend übrigens bei 59€. Zu teuer find ich das nicht! Man wird von vorne bis hinten verwöhnt, vom Aperitif bis zum Espresso. Zu jedem Gang gibt es einen ausgesuchten Wein und Ameritta geht für so einen Abend nicht beim Billig-Discounter einkaufen, sondern achtet penibel auf die Herkunft der Zutaten. Am Besten Bio und regional sollten sie sein. Auf der Seite von Ameritta könnt ihr auch noch einmal nachlesen, wo sie ihre Lebensmittel und Getränke bezieht.

FAZIT 1: Ich hätte euch ja gerne ein Foto von der tollen Köchin gezeigt, aber so eine Supper-Club-Köchin möchte „geheim“ bleiben ;-)
FAZIT 2: Supper Clubs machen voll Laune! Kennt ihr noch andere hier im Pott???? Freu mich über jeden Tipp!!! Die Jungs von der Kochpottquerilla kenne ich. Dazu gibt es natürlich auch einen Blogpost, den ihr hier nachlesen könnt!

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9 Comments

  • Reply Haydee 12. Februar 2016 at 19:11

    Sehr cool, ich habe schon auf den Bericht gewartet :-) Bisher habe ich davon (also speziell diesem Supper Club) noch nichts gehört. Obwohl ich in meinem Leben schon echt viel und auch sehr gut essen war, überraschen mich oft die einfachsten Dinge. Wie geil sieht bitte der Pilz auf dem Teller aus. Einfach nur so. Toll. Mit dem Schweinebauch wäre es mir wie dir gegangen. Aber offensichtlich schmeckte er ja… find ich spannend. Toller Tipp, da würde ich auch mal gerne hin.

    Kleines Gimmick am Rande: ich habe irgendwo – wo weiß ich grad nicht – diese Winkekatzen gesehen. Und zwar viele davon in weiß lackiert. So sahen die voll stylisch aus. ;-)

  • Reply Lars 12. Februar 2016 at 20:42

    Super Artikel Tine! Hört sich mega gut an und sieht auch hammer lecker aus! Das nächste Mal wäre ich dabei! Oder wir machen selber einen?! ;-)

    • Reply Tine 13. Februar 2016 at 16:19

      Dankeschön!! :-)
      Also beim selber machen wäre ich auf jeden Fall dabei. Habe ich wirklich schon mal dran gedacht. Soooo viele, coole Supper Clubs gibt es ja nun wirklich nicht im Pott. Das schreit geradezu nach uns ;-)

  • Reply Katja von stilettosandsprouts 16. Februar 2016 at 19:35

    Wow, das sieht sooo gut aus, was ihr dort kredenzt bekommen habt! Super. Ah neee, supper! (ok, der war doof ;-)).
    Das scheint mir eine echt coole Geschichte zu sein, Hippster-Kram, der nicht in Berlin stattfindet, da bin ich pro! :-D
    Und wirklich ein super Menu. Habe Hunger jetzt. Und vom Lesen der begleitenden Getränke hab ich gefühlt schon einen sitzen – verstehe vollkommen, dass man da mal die Pralinchen vergisst.
    Liebe Grüße in den Pott,
    Katja

  • Reply Claudia 17. Februar 2016 at 17:41

    Also, ich war auch schon zweimal beim Armeritta Supper Club essen und das Menü ist jedes Mal der Hammer!!

    Leider spricht sich Gutes zu schnell rum, so dass ich seit dem letzten Genuss im September 2015 keinen freien Platz mehr ergattern konnte!

    Wird Zeit, dass es mehr Supper Clubs bei uns im Ruhrgebiet gibt … oder gibt’s schon welche, die ich nicht kenne? Dann immer her mit der Info!

    Liebe Grüße aus Stadt, wo es noch echte Liebe gibt ;-)
    Claudia

    • Reply Tine 18. Februar 2016 at 17:35

      Liebe Claudia,

      so richtig viele Supper Clubs kenne ich leider nicht im Pott. Aber ich werde mich mal auf Spurensuche begeben. Und wenn alle Stricke reissen, mach ich selber einen auf ;-)
      Liebe Grüße Tine

  • Reply *Verlosuuuuuung - Vom Feld auf den Teller - das neue Magazin FOOD & FARM - Pottlecker 22. September 2016 at 13:17

    […] ihr euch noch erinnern, dass ich Anfang des Jahres über Amerittas Supper Club geschrieben habe? Neben geilem Essen war der Abend deshalb so toll, weil eine RICHTIGE […]

  • Reply Andrea Klooß 11. Oktober 2016 at 12:45

    Ich suche dringend einen Supper Club in Essen. Gibt es den schon? Bevor ich mich daran wage, selbst Gäste zu bewirten, würde ich es gerne einmal woanders erlebt haben. Für Infos hierzu wäre ich sehr dankbar. Andrea in Essen

    • Reply Tine 12. Oktober 2016 at 10:19

      Hallo Andrea,

      in Essen ist mir aktuell leider kein Supper Club bekannt. Wenn du dich daran wagst, sag bescheid. :-) Freu mich immer auf neue Inspiration.
      Es gibt noch den Supper CLub in Duisburg, wenn dir das nicht zu weit weg ist: http://sattundglücklich.riekeberg.de

      Liebe Grüße Tine

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